arobas

Ideal und Wirklichkeit





In stiller Nacht und monogamen Betten 
denkst du dir aus, was dir am Leben fehlt. 
Die Nerven knistern. Wenn wir das doch hätten, 
was uns, weil es nicht da ist, leise quält. 
Du präparierst dir im Gedankengange 
das, was du willst – und nachher kriegst du’s nie... 
Man möchte immer eine große Lange, 
und dann bekommt man eine kleine Dicke – 
C’est la vie - !
Sie muß sich wie in einem Kugellager 
in ihren Hüften biegen, groß und blond. 
Ein Pfund zuwenig – und sie wäre mager, 
wer je in diesen Haaren sich gesonnt. 
Nachher erliegst du dem verfluchten Hange, 
der Eile und der Phantasie. 
Man möchte immer eine große Lange, 
und dann bekommt man eine kleine Dicke – 
Ssälawih - !

Man möchte eine helle Pfeife kaufen 
und kauft die dunkle – andere sind nicht da. 
Man möchte jeden Morgen dauerlaufen 
und tut es nicht. Beinah...beinah... 
Wir dachten unter kaiserlichem Zwange 
an eine Republik...und nun ists die! 
Man möchte immer eine große Lange, 
und dann bekommt man eine kleine Dicke – 
Ssälawih - !

/Kurt Tucholsky/



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